Mit Themen rund um Musik und Digitalität beschäftigte sich am 13.11.2020 das Forum der Fakultät III unter dem Titel „Musik und Musikforschung im digitalen Wandel“. Die Veranstaltungsreihe „Forum“ hat das Ziel, Vertreter_innen der drei Säulen von Kunst, Pädagogik und Wissenschaft an der Fakultät III miteinander ins Gespräch zu bringen, indem Studierende und Lehrende aktuelle Arbeitsvorhaben und Interessensgebiete kurz und zwanglos zur Diskussion stellen. Der Austausch soll nicht nur über diese Themen informieren, sondern auch das spezifische Profil der Fakultät III in seiner ganzen Bandbreite sichtbar machen.
Die Referentinnen und Referenten stellten Themen und Projekte rund um Arbeitsvorhaben zur Digitalität fast aus der gesamten Fakultät vor. Den Anfang der ersten Sektion, „Digital lehren“, machte Prof. Ipke Starke (Fachrichtung Komposition/Tonsatz) mit Gedanken über „Technik und Methodik: Zur Infrastruktur für die digitale Lehre an der HMT“. Ein besonderes Augenmerk lenkte er auf Open-Source-Lösungen zur digitalen Lehre wie die Videoplattform BigBlueButton, zeigte zugleich aber auch die Grenzen auf: Digitale Lehre darf in Zukunft nicht zur Kostensenkung gegen Präsenzlehre ausgespielt werden. Es folgten Nora-Elisabeth Leinen-Peters und Daniel Prantl (Institut für Musikpädagogik) mit ihrer Präsentation „Digitale Lehre in der Musikdidaktik an der HMT Leipzig“, in der sie diesbezügliche Überlegungen und Projekte aus dem Institut für Musikpädagogik mit viel Beispielmaterial anschaulich vorstellten. Julia Bartha (Institut für Musikpädagogik) zeigte sodann in ihrem Arbeitsbericht „Digitaler Klavierunterricht und digitale Korrepetition“ Werkzeuge und Unterrichtsmethoden aus dem instrumentalpädagogischen Bereich, die sie während des Corona-Shutdowns im Frühjahr 2020 selbst entwickelt hatte.
Die zweite Sektion, „Digital spielen“, beschäftigte sich mit Themengebieten rund um das Computerspiel und seine Musik. Beste Özçelebi (Meisterklassenabsolventin der Fachrichtung Komposition/Tonsatz) kommentierte ihr Stück „SFF“, in dem sie Material aus der „Street Fighter“-Serie für eine Tänzerin, einen Sänger und Multimedia kompositorisch verarbeitet, und stellte sodann die Komposition im Video ausschnittsweise vor. Christoph Hust berichtete eingangs des folgenden Vortrags über Aktivitäten am Institut für Musikwissenschaft in der Forschung zur Musik im digitalen Spiel; Dr. Alexandra Vinzenz (Institut für Europäische Kunstgeschichte, Universität Heidelberg) stellte ausgehend von einer Leipziger Tagung Gedanken zum bildwissenschaftlichen Umgang mit dem Phänomen „Pixel-Art“ vor. Carsten Göpfert (Absolvent des Instituts für Musikpädagogik) präsentierte im Anschluss auf der Grundlage seiner Staatsexamensarbeit eine Fallstudie zur Funktion von Sounds in der Spieleserie „Far Cry“.
In der folgenden Sektion, „Digital forschen“, machte Maximilian Rosenthal M.A. (Institut für Musikwissenschaft) den Anfang mit seiner Vorstellung des DFG-Projektes „Geschmacksbildung und Verlagspolitik“, das mit dem Einsatz von Methoden der Digital Humanities einen neuen Blick auf die Musikgeschichte des 19. Jahrhunderts werfen möchte. Christina Jany (Absolventin des Instituts für Musikpädagogik) präsentierte eine facettenreiche Fallstudie zur Musik auf Streamingplattformen, indem sie sich mit dem Konzept von „Glokalität“ und der Musik in deutschen Netflix-Produktionen auseinandersetzte. Im Kontext eines DHI-Projektes zu Gioseffo Zarlino stellten sodann Daniel Muzzulini (Institute for Computer Music and Sound Technology der Zürcher Hochschule der Künste) und Prof. Dr. Christoph Reuter (Institut für Musikwissenschaft der Universität Wien) digitale Rekonstruktionen von Instrumenten und Stimmungssystemen des 16. Jahrhunderts vor. Johanna Mehler (Institut für Musikpädagogik) setzte mit ihrem Vortrag über „Digitale Suffizienz“ den Schlusspunkt, in dem sie sich mit Themen zu Digitalität und Nachhaltigkeit wie Energiebedarf, Medienzugang, Umweltschutz und Datensparsamkeit beschäftigte und am Schluss nochmals den Bogen zurück zu den Open-Source-Lösungen schlug.
Dass das Forum, erstmals thematisch gebunden und erstmals (themengerecht) digital abgehalten, breit wahrgenommen wurde und die knappen Zeiten für Diskussionen immer lebhaft ausgefüllt waren, unterstrich die Relevanz des Themas: Nicht nur ist im Zuge der Coronakrise die digitale Lehre mit ihren Möglichkeiten und Grenzen in den Fokus der Aufmerksamkeit geraten, sondern auch unabhängig davon sind Digitalität und der digitale Wandel in Kunst, Pädagogik und Wissenschaft Themen, denen zahlreiche Studierende und Lehrende der HMT ihre Aufmerksamkeit widmen. Es ist zu erwarten, dass die Möglichkeit und Notwendigkeit, sich hiermit (auch kritisch) auseinanderzusetzen, in der Zukunft bestehen bleiben: Digitalität ist weit mehr als ein ephemeres „Corona-Phänomen“ und wird den künstlerischen, pädagogischen und wissenschaftlichen Alltag von uns allen immer mehr bestimmen.